1893. Die 14 Brionischen Inseln sind mit Macchia zugewachsen und Malaria-verseucht. Paul Kupelwieser schreckt das nicht ab – er erwirbt die Inselgruppe und will gestalten – und das macht er mit gewaltigem finanziellem Einsatz und visionärem Gedankengut.

Ursprünglich im Besitz einer portugiesischen Familie waren die 700 ha Landfläche verwahrlost und von Steinbruch-Schutt übersät, da sich Venedig mit Baumaterial von diesen Inseln versorgt hatte. Die Inselvegetation wurde als Brennholzquelle verwendet, nur wenige Menschen lebten auf der Hauptinsel Brioni, da der Aufenthalt im Malaria-verseuchten Gebiet als äußerst gefährlich galt.
All das schreckte Kupelwieser nicht ab. Zitat: „Ich hatte durchaus den Eindruck, es könnte bei Aufwand von ein wenig Verstand, Geduld, natürlich auch von immerhin größeren Geldmitteln gelingen, diese Erdscholle gesund, fruchtbar und in seiner Vegetation auch sehr schön zu gestalten.“ Er sollte recht behalten.

Man pflanzte rund 10.000 Bäume, gestaltete sanfte Waldlandschaften, geschwungene Wiesenflächen, Promenadenwege und stimmungsvolle Alleen. Der Schutt der Steinbrüche wurde abtransportiert, stattdessen wurde fruchtbarer Boden für Viehzucht, Feldbau, Wein- und Obstgärten aufgebaut. Neben den Wohn- und Wirtschaftsgebäuden für die Angestellten entstand die nötige Infrastruktur für die touristische Nutzung der Hauptinsel. Das erste Hotel-Hallenbad Europas entstand, gefüllt mit beheiztem Meerwasser. Für die Anreise auf die Insel wurde der Bau eines Schiffes in Auftrag gegeben, das mit einem Dieselmotor angetrieben werden sollte, eine absolute Weltneuheit!

Die Verwirklichung dieses Projekts und die wechselvolle Geschichte von Brioni/Brijuni faszinieren bis heute, als österreichischer Besucher verfällt man in dieser ruhigen und friedlichen Atmosphäre leicht in nostalgische Träumereien und gedenkt mit Ehrfurcht des Schöpfers dieser Landschaft.
Paul Kupelwieser wollte mit Brioni etwas wirtschaftlich Erfolgreiches und Schönes gestalten – zumindest Letzteres ist ihm gelungen. Die von ihm beauftragte und von Alois Zuffar gestaltete Insellandschaft ist jetzt, gut 120 Jahre nach der Pflanzung von tausenden Bäumen, wohl schöner als je zuvor. Ein Geschenk Kupelwiesers an uns alle …


Die wortwörtlich naheliegendste Art und Weise, den Nationalpark Brijuni im Süden Istriens auf eigenem Kiel zu erkunden, ist die per Charteryacht ab Pula, das in Relation zu anderen Nationalparken doch eher kleine Naturjuwel bietet eine erstaunliche Fülle an verschiedenen Aktivitäten an. Der Nationalpark verfügt über zwei Liegeplätze für den nautischen Tourismus. Der moderne Hafen der Hauptinsel Veliki Brijun bietet Muringplätze für Yachten bis 55 m Länge. Alternativ (und etwas abgeschiedener) kann man in der Uvala Sveti Nikola am Südufer der Insel Mali Brijun festmachen. Anmeldung an der Rezeption des Hotels „Neptun“ im Hafen Veliki Brijun ist in jedem Fall Pflicht.

man in der Nebensaison immer ein freies Platzerl.
Wie das Brijuni-Archipel die exklusivste Urlaubsdestination der Habsburgermonarchie wurde, berichtet Dr. Reinhard Kikinger in der aktuellen ocean7-Ausgabe 3/2020 – Print-Ausgabe erhältlich im Abo, im ausgesuchten Einzelhandel und auf Bestellung in jeder Trafik. Und für alle unterwegs gibt’s das E-Paper für alle Geräte.
Fotos: Reinhard Kikinger, Kurt Pinter