Des einen Freud, des anderen Leid: Auch die Türkei ist von der Inflation schwer gebeutelt. Doch wer mit harter Währung im vielleicht liebevollsten Revier der Welt segelt, profitiert nicht nur von den immer noch relativ günstigen Preisen, sondern kommt auch in den Genuss einer herzlichen Gastfreundschaft und exzellenten Küche, wie man sie in anderen Destinationen mittlerweile vergeblich sucht. Wir haben den Golf von Fethiye besucht.
Can ist ein Meister der Improvisation: Er fand eine schöne Bucht fern der Zivilisation, zimmerte so einfach wie nur möglich eine hölzerne Wirtschaft drauf, bediente sich der Sonnenenergie und legte sich sein eigenes Wasserreservoir an – fertig war das Restaurant (in türkischer Öko-Bauweise) für Yachties.
So wie Can machen es viele – auch ohne Bewilligung. Der Staat drückt ein Auge zu, solange der Rubel rollt (obwohl mittlerweile das britische Pfund die Oberhand gewonnen hat und russische Gäste aufgrund des Ukraine-Kriegs etwas rar geworden sind).
Can serviert uns eine breite Meze-Vorspeisenplatte, einen veritablen Petersfisch aus dem Ofen und viel Gemüse in jeglicher Form. Die Rechnung schlägt samt Cola, Wein und Wasser für fünf Erwachsene und ein Kind mit 165 Euro zu Buche.
Die Insel des Nikolaus
Hatte uns der Meltemi gestern noch mit sportlichem Pfiff aus Fethiye gen Süd in die Bucht von Karacaören geblasen, so legt er sich heute auf die faule Haut. Was uns ziemlich kalt lässt, denn unser nächstes Etappenziel könnte man zur Not auch schwimmend erreichen. Gemiler Adası wird den Touristen gern als „Nikolaus-Insel“ verkauft. Der Legende nach soll der Heilige hier beerdigt worden sein, ehe er in seine 150 km entfernte Heimatstadt Myra umgebettet wurde – um dann im 11. Jh. von Italienern geraubt und nach Bari verfrachtet zu werden.
Tatsächlich ist die von Pfaden gesäumte (und für ein paar Lira begehbare) Geister-Insel gespickt voll mit byzantinischen Kirchenruinen. Die Aussicht von der auf dem höchsten Punkt gelegenen und dem heiligen Nikolaus geweihten Basilika entschädigt jegliche Aufstiegsanstrengung in der sommerlichen Hitze und wird unserer Meinung nach zu Recht „die Schönste weit und breit“ genannt.
Noch vor 18 Uhr gilt es die Coldwater Bay zu erreichen, denn die nahen Ankerplätze sind rar in dieser von einer frischen Quelle gespeisten entfernten Bucht. Besonderheit hier: Wir sind die letzten Gäste, danach wird die Bucht per Bojenleine abgesperrt. Ab 18 Uhr müssen Tagesausflügler und lärmende Touristen-Gulets draußen bleiben!
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Fotos: Eszter Kondor, Tahsin Özen