Im 19. Jahrhundert war Österreich die größte Binnenschifffahrtsnation der Welt. An Glanz und Gloria jener Zeit erinnert das Schiffmuseum Vienna nahe dem Donauhafen Freudenau. Mit seiner Sammlung historischer Schiffe hat der ehemalige Hochseekapitän Franz Scheriau aber nicht nur ein schwimmendes Kulturgut für Besucher geschaffen, sondern auch ein Zuhause für sich selbst.
Wenn Franz Scheriau sagt, dass er manchmal wie ein Kaiser schläft, dann darf man das ruhig wörtlich nehmen. Denn zum Verbund der acht historischen Dampfschiffe, die nahe dem Donauhafen Freudenau vertäut liegen und die der ehemalige Hochseekapitän abwechselnd bewohnt, gehört auch die Frédéric Mistral, 1914 in Holland gebaut und mit einer Geheimkabine ausgestattet. In ihr soll Kaiser Franz Joseph I. die Donau hinauf und hinunter gefahren sein, um seine Kronländer inkognito zu inspizieren.
Neben der Frédéric Mistral gehören auch der Eisbrecher Arthur (erbaut 1955), das Salonschiff Ana (1894), die Arche Dimetor, der Zollponton Kranich, das Blumenschiff Zoie (1850) sowie die Schlepper Josef (1949) und Isaac (1977) zu der Sammlung, die Franz Scheriau über die Jahre zusammengetragen oder besser -geschippert hat. „Zuerst hatte ich nur zwei Schiffe, aber dann musste ich ein weiteres kaufen, um das Kaiserschiff, das unten im rumänischen Donaudelta völlig verwahrlost vor sich hin dümpelte, heraufzuschleppen“, erzählt er. So sei die Sammlung eben nach und nach gewachsen. Seit März 2020 sind die Schiffe nun auch zu besichtigen. Die Einkünfte aus dem „Schiffmuseum Vienna“, das Kapitän Scheriau gemeinsam mit seinem Partner Walter Haider gegründet hat, sollen finanziell zum Unterhalt beitragen.
Ein Haus, sagt Franz Scheriau, habe er bereits investiert. Und das meint er auch so. Der Erlös aus dem Verkauf seines Alterswohnsitzes im steirischen Leoben ist gänzlich in die Instandsetzung der Schiffe geflossen: „Eines der besseren Schiffe kostet zwischen 300.000 und 400.000 Euro“, erklärt er. Bereut hat er seine Entscheidung aber nie. „Ich würde es wieder machen.“
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Fotos: Kurt Pinter