Ein Rennbolide im Komfortmodus: Die neue, bei Seascape in Slowenien gebaute Beneteau First 36 ist schon auch ein Kompromiss zwischen Cruising und Racing. Wir nahmen Beneteaus aktuelle sportliche Mittelklasse bei einem Probeschlag vor Izola unter die Lupe.
Nachdem Beneteau seine als Sportyachten konzipierte First-Reihe jahrelang nicht besonders intensiv betreut hatte, sorgen die Franzosen hier seit 2018 für viel frischen Wind. Mit der Übernahme der slowenischen Seascape-Werft hatte man mit einem Schlag das trailerbare Einstiegssegment (First 14, 18, 24 und 27) erneuert, ein Jahr später folgte das neue Flaggschiff First 53 und dann wurde auch schon eine gänzlich neu konstruierte First 36 angekündigt. So löst man als Weltmarktführer Modellprobleme.
Bis die First 36 von den ersten Ankündigungen bis zu Bau Nummer eins realisiert wurde, hat es dann aber doch drei Jahre gedauert. Grund für die Verzögerung dürfte gewesen sein, dass sich die Teams der beiden Unternehmen erst zusammenfinden mussten, dazu gesellten sich noch ein Haufen Experten von außen.
Die Konstruktion lag in den Händen von PURE Design & Engineering (NZL), bekannt für die Regatta-Raketen TP52, Ineos AC75 und IMOCA 60. Für das Unterwasserschiff wurde Samuel Manuard engagiert, und das Design stammt – wie bei der größeren Schwester First 53 – von Lorenzo Argento. Das slowenische Unternehmen Gigodesign war als Spezialist auf dem Gebiet der Designforschung und Innovation federführend. Koordiniert wurden die ganzen Teams schließlich von Kristian Hajnšek und Andraž Mihelin, Gründer und Miteigentümer von Seascape.
Warum dieser Aufwand? Weil die First 36 eigentlich zwei Yachten in einer sein soll. Sie soll einerseits schnelles Fahrtensegeln auch bei leichten Winden ermöglichen und dabei von einer kleinen Crew beherrschbar sein. Andererseits soll sie auch in der Lage sein, an einer anspruchsvollen Regatta mit einer vollzähligen Crew teilzunehmen. Und das alles bitte auf zehn Metern Länge und zu einem attraktiven Preis!
Man merkt der First 36 bis in die Details an, dass jede Menge Gehirnschmalz investiert wurde. So ist der Rumpf im Vakuuminfusionsverfahren mit Schaumsandwich-Struktur gebaut, einschließlich Schotten und fast allen Einrichtungen des Ausbaus. Eine Technologie, die bisher Rennyachten oder kleinen Serien vorbehalten war. Das Ergebnis: ein extrem steifes Schiff mit einem segelfertigen Gewicht von nur 4,8 Tonnen. Damit zählt es im Klassenvergleich zu den Federgewichten.
Sehr smart: Für die Einsatzgebiete Cruising und Racing gibt es ein eigenes Cockpitlayout. Für das Fahrtensegeln mit größerer Crew ist das Cockpit mit einem großen Tisch ausgestattet, dazu können Sitzbank-Erweiterungen angebracht werden, die zusätzliche gepolsterte Sitzplätze und mehr Stauraum bieten. Für den Regattaeinsatz können in wenigen Minuten der Tisch und die Verlängerungsbänke entfernt werden, um Platz für die Vollbesatzung zu schaffen und den Zugang zu den drei Winschpaaren zu erleichtern.
Die First 36 macht auch bei raumen Winden ordentlich Fahrt. Der fest angebaute Bugspriet ist Option (Bild Mitte). Links das Cockpit mit Tisch, aber ohne Bankverlängerung.
Wie es unter Deck aussieht und der Test unter Segel verlaufen ist, ist in der aktuellen ocean7-Ausgabe 4/2023 nachzulesen: Print-Ausgabe erhältlich im Abo, im ausgesuchten Einzelhandel und auf Bestellung in jeder Trafik. Und für alle unterwegs gibt’s das E-Paper für alle Geräte.
Fotos: Ana Šutej, Vid Slapničar