Wenn das Ablassventil für zwei bis drei Tage in Bucht oder Hafen geschlossen war, Schwebstoffe durch die Schwerkraft absanken und trotz Einbau eines E-WCs (siehe ocean7-Ausgabe 5/2017) eine Verstopfung des Auslasses verursachten, war spätestens beim nächsten Stopp (Hafen oder Bucht) wieder einmal ein Tauchgang mit langem Kabel oder Relingdraht zum Durchstochern fällig. Was den Einsatz eines solchen Tanks meiner Meinung nach ad absurdum führt, zumal dann der gesamte Inhalt auf einmal in die eigentlich zu schützenden Gewässer abläuft. Ganz abgesehen vom eher geringen Unterhaltungswert dieser immer wieder nötigen Gülletauchgänge.
Im Laufe der Jahre entwickelten wir eine fast schon paranoide Sensibilität für den Holding Tank, immer häufiger gingen wir aber dazu über, das Ablaufventil geöffnet zu halten, um eine Verstopfung erst gar nicht zuzulassen. Es erübrigt sich zu erwähnen, dass bei uns selbstverständlich kein Papier o. ä. in die Toilette kommt.
Da eine minimalinvasive Modifikation durch erst seit kurzem verfügbare Werkzeuge möglich war und ich trotz aller Unbilden noch immer an die Sinnhaftigkeit eines Fäkalientanks glaubte, habe ich mit dem ultimativen Rausschmiss lange gezögert und zuvor folgende Gedanken dazu entwickelt: Die Biomasse mariner Lebensformen übersteigt jene der Seefahrer noch immer bei weitem.
Ich segle zu 98 Prozent zu zweit mit meiner Frau, die Menge an Abwässern ist marginal – es macht die schiere Masse in überfüllten Buchten, die diese verunreinigen. Würde ich auf einem 470er, Kielzugvogel, Shark o. ä. segeln, müsste ich auch auf die Pütz und ab ins Meer.
Und jetzt kommt‘s: Alle von mir befragten Yachties haben ähnliche Probleme mit den Holding Tanks und schütten zu Reinigungszwecken Chlor oder gar Salzsäure in die meist unzugänglichen Abwasserbehälter. Oder verwenden die Bypass-Schaltung, um die Tanks erst gar nicht zu benutzen! Macht das Sinn? Schont das die Gewässer? Ich selbst habe gelegentlich Essig oder lebensmittelechte Zitronensäure zum Spülen benutzt. Und wer je den Kurs eines Kreuzfahrtschiffes gekreuzt hat, das gerade seine Tanks leert, der weiß, was Verunreinigung der See wirklich bedeutet – denn da ist alles drin.
Das folgende Kettensägenmassaker war nötig, um den auf den ersten Blick leicht auszubauenden Holding Tank herauszubekommen. Mein Tank hatte links oben Einlass und Entlüftung, geführt durch die Öffnung in einer Schottwand, die nach oben vergrößert werden musste, um den Tank später anheben zu können. Das wäre aus Platzgründen mit einer Stichsäge unmöglich gewesen. So suchte und fand ich die Bosch Nanoblade-Minikettensäge, mit der man selbst in Ecken durch dicke, anlaminierte Holzwände fräsen und den Druck so dosieren kann, dass man nicht zwangsläufig in hinter Schottwand oder Kastenkorpus liegende Kabel oder Schläuche schneidet. Offensichtlich wurde werftseitig zuerst der Tank, dann durch einen begnadeten Schiffszimmermann ein für maximale Platzausbeute asymmetrisch gestalteter Kasten rechts davon eingebaut, den ich, um ihn ausbauen zu können, zersägen musste.


Anstelle des Holding Tanks legte ich einen Schlauchbogen, der dem Volumen nach eine komplette Spülung ohne primärer Abwasseransaugung gewährleistet. Der zuvor gar nicht erwogene Zugewinn an Stauraum für Ersatzteilboxen stellt einen zusätzlichen Vorteil dar. Und sollte in den von mir bevorzugten Segelrevieren ein Holding Tank gesetzlich vorgeschrieben werden, baue ich mir einfach einen kleineren, leicht zu wartenden Tank ein.

Lieber horst kainz
Ich segle seit den 60er jahren,habe jetzt eine 49 er janneau und habe mir nie einen tank einbauen lassen,weil er für private klein anwendungen unsinnig ist.deine argumente teile ich auch,
Du hast aber einen umstand nicht erwähnt beinahe in jeder vielbesuchten bucht gibt es, ich nenne sie gagafresserfische,die warten schon bis da was kommt und in sekundenschnelle ist alles aufgfressen.
Interessant ist dass die auf fast keinen anderen köder gehen.
Wir brauchen also nicht das geringste schlechte gewissen zu haben.
Lg bodo grebner
Ahoi Bodo Grebner!
Im Originalmanuskript hatte ich sogar auf diese Gegebenheit hingewiesen, aus redaktionellen und auch aus Platzgründen müssen die Artikel meist ein wenig gekürzt und (speziell meine) partiell entschärft werden:
“Die Biomasse mariner Lebensformen übersteigt jene der Seefahrer noch immer bei Weitem, die Fische selbst kacken auch ins Meer, mehr noch, sie fressen unsere Ausscheidungen meist noch ehe sie den Meeresgrund erreichten, wo sie von Muscheln, Garnelen u.v.m. verarbeitet würden.”
Das würde so nicht wirklich ins ocean7 hinein passen;-)
Danke für den freundlichen Kommentar,
Handbreit
Horst Kainz
http://www.asyc.at