Zwei Rümpfe sind mehr als ein Boot | ocean7

Zwei Rümpfe sind mehr als ein Boot

von | Jan 7, 2022

Von Gottfried Titzl Rieser

Ja, ich habe es getan, ich bekenne mich offen dazu. Meine Freunde kennen mich als Segelpuristen, ich hoffe, sie sehen mir meinen Sinneswandel nach. Und ich sage es laut und deutlich: Es hat riesigen Spaß gemacht. Kurzum, ich war mit einem Fahrtenkatamaran unterwegs.

Auf einem 42-Fuß-Doppelrümpfer habe ich mich der „Glaubensfrage“ genähert, was nun wirklich gescheiter ist, Mono- oder Multihull. Wir haben im Vorfeld immer wieder diese Frage diskutiert, ich darf hier ­meine Erfahrungen weitergeben.
Gehen wir es doch einmal sys­tematisch an. Da wäre einmal der Komfort, der beim Betreten des Katamarans sofort ins Auge sticht. Unser Kat war 8(!) Meter breit, jede Kabine war mit einem Kingsize-Doppelbett, mit eigener Nasszelle und Toilette ausgestattet. Der Salon war geräumig, um nicht weitläufig zu sagen. Zusätzlich gibt es eine Lobby, die auf einem Einrümpfer Cockpit genannt wird. Man kann die Kaffeetasse während des Segelns auf dem Tisch stehen lassen. 

Apropos Kaffeetasse, Kochen auf einem Katamaran während des Törns ist eine wahre Freude. Die Töpfe bleiben auf dem Herd stehen, das Nudelwasser schwappt nicht über, man hat kaum Krängung.

Der Komfort auf einem Kat ist unschlagbar.

Kats können kentern, Monos sinken
Hinsichtlich Segeleigenschaften gebe ich zu, Monohull-Segeln macht einfach mehr Spaß. Die Wendewinkel am Wind treiben mir das Wasser in die Augen – das kann aber schon auch an meiner mangelnden Erfahrung liegen. 
Die Raumschotkurse wiederum sind ein Genuss, man segelt aufrecht ohne Krängung, das berüchtigte „Geigen“ habe ich kaum erlebt, der Kat liegt stabil im Wasser. Allerdings steckt hier der Teufel im Detail: Wir haben den Ankerplatz in der Vela Luka bei Murter verlassen und sind mit moderaten zehn Knoten Wind aus Südost den Pašmanski-Kanal mit Kurs Nordwest gesegelt. Wir redeten über Gott und die Welt und haben dabei völlig übersehen, dass der Wind auf 20 Knoten aufgefrischt hat. Auf einem Kat merkst du das nicht so schnell wie auf einer Monohull.
Dadurch kann es viel leichter zu Schäden oder Bruch kommen. Hier braucht es sicher Erfahrung und Übung, um den Kat gut zu beherrschen. Ich habe schon erwähnt, acht Meter Breite ist eine gewaltige Dimension, um einen Liegeplatz in der Hochsaison zu ergattern. Empfehlenswert ist sicher, rechtzeitig in den Häfen oder Marinas zu reservieren. Im Gegenzug kann man in den Buchten den Anker in der ersten Reihe fußfrei legen, Katamarane habe einen sehr geringen Tiefgang. Die meisten Fahrtenyachten haben ein festes Top über der ­Lobby, bei unserer Fahrt durch den Pašmanski-­Kanal zog eine Regenfront über uns durch. Die Crew hatte kein Ölzeug an und kein einziger Regentropfen kam über.

Die technische Ausstattung ist auch hinsichtlich Sicherheit nicht zu verachten, immerhin hat man zwei Motoren an Bord, die unabhängig voneinander laufen. Sicher perfekt, wenn man Troubles mit der Schraube hat. 

Das Thema ­Sicherheit darf ich bei der unterschiedlichen Konstruktion aufs ­Tapet bringen. Monohulls können bekanntlich sinken, während Katamarane zwar kentern können, aber eben nicht sinken. Das ist tatsächlich ein erwähnenswerter Aspekt.

Ich darf zusammenfassen:
• Das Segeln per se macht auf ­einer ­Monohull mehr Freude.
• Der Komfort auf einem Katamaran ist unschlagbar.
• Ein Kat-Training ist wärmstens zu empfehlen, bevor man den ersten Törn als Kat-Skipper fährt.
• Und ja, ich werde zum Wiederholungstäter, der nächste ­Kat-Törn ist bereits gebucht.

Gottfried Titzl Rieser ist Ausbildungsreferent des Yacht Club Austria. Er ist passionierter Fahrtensegler und hat insgesamt so um die 20.000 Seemeilen in seinen Logbüchern dokumentiert. Sein Motto: „Die See ist der beste Lehrmeister!

Fotos: Shutterstock, privat

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