Paradies im Abseits | ocean7

Paradies im Abseits

von | Nov 18, 2022

Am „Sporn des Stiefels“ zeigt sich die Adria von ihrer spannendsten Seite. Doch trotz Traumstränden, authentischer Ortschaften und der einmaligen „Costa delle Grotte“ verirren sich nur wenige Segler in dieses Nationalpark-Revier.

Costa delle Grotte

Mit ein Grund dafür mag sein, dass sich gerade einmal zwei Segelführer mit Italiens Adriaküste befassen. An den Häfen kann es ­jedenfalls nicht liegen, denn davon gibt es zwischen Venedig und Santa Maria di Leuca mehr als genug. Auch an Marinas mangelt es nicht. Doch in denen liegen fast nur ita­lienische Yachten; selten verirren sich Schiffe mit einer anderen ­Nationale hierher. 
Von Charter-Seglern ganz zu schweigen! Was auch nicht verwundert, denn Charter-Boote gibt es an der gesamten italienischen Adriaküste praktisch nicht. Gerade dies ist die Chance für jene, die ­immer auf der Suche nach Neuland sind. Im Gegensatz zu Italien kann man bei Charterangeboten auf der anderen Seite der Adria aus dem Vollen schöpfen. 

Man braucht sich nur eine Basis herauszusuchen, von der aus man in einem gemütlichen Tagestörn nach Lastovo segeln kann. In dessen Skrivena Luka liegt man nicht nur sicher vor Anker, man kann sich im dortigen Res­­taurant auch von Kroatiens Küche verabschieden und am nächsten Morgen auf der anderen Seite der Adria bereits
mit Cappuccino und „Dolce“ frühstücken. 

Die, die einem Nachttörn nichts abgewinnen können, müssen am nächsten Tag früh aus der Koje. Zwar liegen zwei Inseln auf dem direkten Weg, doch bieten Palagruzzas Küsten keinen überzeugenden Schutz. Pianosa hingegen ist Naturschutzgebiet, weshalb man es ohne Genehmigung nicht anlaufen sollte. Also segelt man die siebzig Meilen in einem Stück ab. Kein Problem mit einem modernen Charterschiff – schon gar nicht, wenn am Ende dieses Segeltages ein wahres Paradies wartet.

Tremiti-Inseln – hier mit Blick von San Domino auf San Nicola.

Inseln findet man, von einigen ­Klippen abgesehen, entlang der ­italienischen Adriaküste nur eine Handvoll: darunter jene der Tremi­t­­i-Gruppe, die in manchen Karten auch als „Diomedes-Inseln“ bezeichnet werden. 
Der Name erinnert an Diomedes, König von Argos, der an einer der Küsten der fünf Inseln gestrandet sein soll. Dass die Irrfahrten dieses Troja-Veterans in Vergessenheit ­geraten sind, liegt wohl daran, dass sich Homer des Odysseus und nicht seiner angenommen hatte. Dabei dürfte er weiter gereist sein als der „göttliche Laertiade“, denn sucht man unter „Diomedes-Inseln“ im Internet, wird man auf eine Inselgruppe in der Beringstraße ver­wiesen. 

Nach dem langen Schlag quer über die Adria sollte sich zwischen den vier Inseln der Hauptgruppe (die fünfte ist das abgelegene Pianosa) immer ein geschützter Ankerplatz und vielleicht sogar ein Liegeplatz in einem der beiden Häfen finden.

Links im Nationalpark Gargano, rechts Grotte südlich von Vieste.

Ob es sich lohnt, diese Inseln zu erkunden und was dem Segler am Sporn erwartet, ist in der aktuellen ocean7-Ausgabe 6/2022 nachzulesen: Print-Ausgabe erhältlich im Abo, im ausgesuchten Einzelhandel und auf Bestellung in jeder Trafik. Und für alle unterwegs gibt’s das E-Paper für alle Geräte.

Fotos: Christian von der Hecken

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