Seglerlegenden wie Ben Ainsley oder Alex Thomson sind hier durch die harte Schule gegangen. Admiral Nelsons Schiff HMS Victory, mit der er die Seeschlacht bei Trafalgar 1805 gewann und die britische Vorherrschaft als Seemacht in Stein meißelte, liegt noch heute hier in seinem Heimatgewässer – dem Solentkanal im Süden Englands.

Auf der Landkarte sind es nur rund 1.550 Kilometer, in meinem Befähigungszeugnis ist es hingegen ein Quantensprung. Gemeint sind der britische Solent als forderndes Tiden- und Gezeiten-Trainingsrevier und meine – um im Englischen zu bleiben – „Skills“ als Skipper.

Diese sind grundsätzlich nicht die schlechtesten, weil wir in Österreich ein sehr gutes Ausbildungsniveau haben, auf das wir stolz sein können, und ich mich bis zum International Certificate für den Fahrtenbereich 3 hanteln konnte. Das ist zwar schon ein paar Jahre her – Zeit, die ich aber fleißig zum Üben nutzte. Überwiegend in der Adria und im Mittelmeer, gelegentlich auch in der Karibik, immer jedoch im Sommermodus bzw. unter sonnigen Prämissen.

So sind horizonterweiternde Erfahrungen in Strömungs- und Gezeitenrevieren sowie Sturmtaktik (die Taktik, Stürme musste ich schon genug abwettern) auf der Strecke geblieben – doch das sollte sich ändern. Als ich im Herbst erfuhr, dass ein Tiroler mit RYA-Schule in Stams und RYA-Schulschiffen im Solent genau diese Lücke sportlich schließen kann, mit der ich bestimmt nicht alleine dastand, schlug die Stunde für mein angestaubtes Ölzeug und meine neuwertigen, wenn auch inzwischen schon etwas aus der Mode gekommenen Gummistiefel.

Davor aber bat mich Clemens Stecher als Chief Instructor der Royal Yachting Association und Chef von MCO Sailing nach Stams: zuerst Theoriekurs im Stiftsgymnasium, danach Training im Solent. Schulsprache Englisch, die entsprechenden Fachbegriffe sind im Selbststudium zu lernen. Allein das schon eine Bereicherung für den weltoffenen Skipper. Was übrigens auch für die Ausbildung im Solent gilt: Wer hier besteht, kommt überall zurecht.
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Tahsin Özen: Journalist, Segler und Liebhaber aller Reviere und Yachten, Skipper, Chefredakteur von ocean7.
Fotos: Tahsin Özen, Clemens Stecher