Ein wilder Weg, Irlands Westküste entlang bis hinauf in die schottischen Highlands zu segeln, aber es ist auch ein magischer, der sich tief ins Seglerherz einbrennt.
Eigentlich sollten wir an Steuerbord jetzt gerade die berühmten Cliffs of Mohair bestaunen können, aber seit heute Morgen segeln wir an Irlands rauer Westküste im dichten Nebel. Bis vor zwei Tagen hatten wir strahlendes Sommerwetter, das den Himmel blitzblau färbte und die sattgrünen Küsten Irlands so richtig zum Strahlen brachte. Damit ist jetzt Schluss, denn heute wird eine Schlechtwetterperiode für die nächsten 14 Tage vorausgesagt. Das gehört hier zum Programm – und wir hatten damit gerechnet.
Vor zwei Monaten sind wir mit unserer Stravanza aus der Bretagne in Richtung Norden aufgebrochen, haben den Englischen Kanal überquert und sind, nach einem Zwischenstopp auf den Scilly Islands, quer über die Keltische See an die irische Westküste gesegelt, an der wir uns jetzt weiter nach Norden hanteln wollen.
Mit dem heranziehenden Tief im Nacken erreichen wir noch rechtzeitig die Aran Islands. Gleich nach dem Festmachen an der Boje für „visiting yachts“ rudern wir an Land und mieten Fahrräder für eine kleine Inselrundfahrt.
Es folgt das typische Touristenprogramm mit kleiner Inselwanderung, Seehundbeobachtung, sättigendem „Cream Tea“ im Aran Tea House und einem Hauberl aus weichster Aran-Wolle, das zum Standardoutfit der nächsten Wochen wird. Mit bereits ordentlich Wind segeln wir weiter in die Galway Bay, um uns in Galway Harbour „einwehen“ zu lassen.
Das Anlaufen dieses Hafens muss mit Strom, Gezeiten und Öffnungszeiten der Hafenbarre gut geplant sein. Alle unsere Berechnungen gehen perfekt auf und wir wettern die ersten heftigen Regenböen bereits in einem urgemütlichen Pub bei Guinness und Irish Stew ab.
Jedes Tief ist irgendwann einmal durch. Nach vier Tagen bläst es zwar noch ganz schön kräftig und wir müssen hoch an den Wind, aber wir machen uns wacker weiter auf den Weg nach Norden, um an Irlands nördlichstes Kap, Malin Head, zu gelangen. Der Weg hinauf ist nicht einfach entlang dieser unwirtlichen, rauen Steilküste – „The Wild Atlantic Way“ eben.
Ingrid Schnabls ausführlichen Bericht über stürmische Tage, gefinkelte Hafenmanöver, einsame Buchten und natürlich legendäre Pubs findet ihr in der aktuellen ocean7-Ausgabe 5/2023: Print-Ausgabe erhältlich im Abo, im ausgesuchten Einzelhandel und auf Bestellung in jeder Trafik. Und für alle unterwegs gibt’s das E-Paper für alle Geräte.
Die Crew
Ingrid und Robert Schnabl starteten im Jahr 2000 mit ihrer damals dreieinhalbjährigen Tochter von Kroatien aus zu einer Weltumsegelung, die sie nach vier Jahren erfolgreich wieder in Kroatien beendeten. Es folgten zahlreiche Törns im Mittelmeer und Nordatlantik mit Charterschiffen oder Überstellungstörns. Mit ihrem zweiten Schiff, einer Alubat Ovni 435, der Stravanza, segeln die beiden seit drei Jahren im Nordatlantik. Im Herbst und Winter 2023/24 sind Multimedia-Vorträge über ihren Irland-Schottland-Törn geplant. www.stravanza.at
Fotos: Robert und Ingrid Schnabl, Lukassek/Shutterstock